Johann Jacob Scheuchzer
Züricher Stadtarzt, der in Nürnberg und Altdorf in die Astronomie eingeführt wurde.* 02.08.1672 in Zürich ; † 23.06.1733 in Zürich
- Vater: Johann Jakob Scheuchzer (1645-1688), Stadtarzt in Zürich.
- Mutter: Barbara Fäsi, Tochter des Rektors der Lateinschule.
- Heirat: 09.11.1697 Barbara Vogel (1670-1738), Tochter von Kaspar Vogel, Besitzer des Züricher Gasthauses Zum Hecht.
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Kinder: 7 Söhne, 1 Tochter.
1. Kind: Hans Jacob 18.06.1699-30.10.1734 Militär 2. Kind: Johannes 23.01.1701-13.07.1755 Pfarrer 3. Kind: Johann Caspar 26.01.1702-21.04.1729 Arzt und Japankundler 4. Kind: David 23.01.1704-26.04.1739 Kupferstecher 5. Kind: Ludwig Ferdinand 16.05.1705-? starb früh 6. Kind: Salomon 09.01.1707-? starb früh 7. Kind: Sixt 24.08.1709-? starb früh 8. Kind: Barbara 07.01.1714-1717 starb früh Quelle: Michel 2010, S. 102-103
Lebenslauf:
Johann Jacob Scheuchzer besuchte das Collegium Carolinum in Zürich, bevor er 1692 sein Medizinstudium in Altdorf aufnahm. Hier war er besonders von Johann Christoph Sturm (1635-1703) beeindruckt, dessen Lieblingsschüler er gewesen sein soll und der ihn entscheidend prägte. Im August 1693 wechselte er nach Utrecht, wo er bereits Ende Januar 1694 zum Doktor der Medizin promovierte. Im Frühjahr 1695 begab er sich für einen Monat nach Nürnberg, um bei Georg Christoph Eimmart (1638-1705) seine Kenntnisse in Mathematik und Astronomie zu vertiefen, danach hielt er sich noch drei Monate bei Sturm in Altdorf auf. Im Dezember dieses Jahres erhielt er eine Stelle als Stadtarzt in Zürich. 1710 erhielt er die Stelle als Mathematikprofessor am Carolinum, erst 1733 die von ihm ersehnte Stelle als Physikprofessor, doch starb er kurz darauf.
Wirken:
Scheuchzer gilt als einer der bedeutendsten Polyhistoren, die die Schweiz je hervorgebracht hat. U.a. ist er einer der Begründer der Wissenschaft von den Alpen. Sein Wirken kann hier nicht näher gewürdigt werden (siehe dazu die Literaturhinweise und die Links), es sollen nur seine Beziehungen zu Nürnberg kurz herausgestellt werden.
Eimmarts Tochter Maria Clara (1668-1707) scheint besonders von Scheuchzer beeindruckt gewesen zu sein. Jedenfalls haben sich fünf Briefe von ihr an ihn in der Zentralbibliothek in Zürich erhalten. Auf Scheuchzer gehen zwei Stiche zurück, auf denen die Eimmart-Sternwarte zu sehen ist: Ein Züricher Neujahrsblatt von 1707 zeigt vor dem Hintergrund der Nürnberger Sternwarte Copernicus, Tycho Brahe (bzw. Riccioli) und Ptolemäus, die ihre jeweiligen Weltbilder diskutieren. Durch einen Mauervorsprung abgetrennt sitzt Ptolemäus aber schon abseits. In seiner Biblia sacra findet sich schließlich ein Stich, der eine Sternwarte in einer Alpenlandschaft zeigt. Das Gebäude ist die Pariser Sternwarte, die gezeigten astronomischen Geräte sind aber eindeutig die der Eimmart-Sternwarte.
Peter Kolb (1675-1726) übersandte 1715 eine kleine lateinische Schrift an Scheuchzer, in der die klimatischen Bedingungen und die Windverhältnisse am Kap der Guten Hoffnung vorgestellt wurden. Scheuchzer stand auch im Briefwechsel mit Johann Gabriel Doppelmayr (1677-1750), der ihn aufforderte die geographischen Koordinaten von Zürich zu bestimmen. Diese Werte verwendet Doppelmayr für seine 1719 herausgebrachte Basis Geographiae Recentioris Astronomica genannte Weltkarte.
Mitgliedschaften und Ehrungen:
Er wurde 1697 in die Kaiserliche Akademie der Naturforscher (Leopoldina) aufgenommen. Außerdem war er Mitglied der Wissenschaftlichen Akademien in London, Berlin und Bologna.
Ausgewählte Werke:
- Physica, Oder Natur-Wissenschaft. Zürich 1701. Zahlreiche Neuauflagen
- Beschreibung der Natur-Geschichten des Schweizerlands. 3 Theile. Zürich: Selbstverlag 1706-1708
- Piscium querelae et vindiciae. Zürich: Geßner 1708
- Kern Der Natur-Wissenschaft. Zürich: Bodmer 1711
- Scheuchzer, Johann Jacob: Nova Helvetiae Tabula Geographica. Zürich: Eigenverlag 1712
- Helvetiae historia naturalis. 3 Bände Zürich: Bodmer 1716-1718
- Museum diluvianum. Zürich: Bodmer 1716
- Operis agrostographici idea seu graminum juncorum, cyperorum, cyperoidum, iisque affinium methodus. Zürich: Bodmeierianus 1719
- Herbarium diluvianum. Leiden: Petri vander Aa 1723
- Kupfer-Bibel, In welcher Die Physica Sacra Oder Geheiligte Natur-Wissenschafft Derer In Heil. Schrifft vorkommenden Natürlichen Sachen, Deutlich erklärt und bewährt. Abth. 1-4. Augsburg: Wagner 1731-1735
- Naturgeschichte des Schweizerlandes. Zürich: Geßner 1746
- Beiträge von Scheuchzer in den Miscellanea Berolinensia,
der Schriftenreihe der Berliner Akademie der Wissenschaften.
Band 1, 1710
- Excerpta ex observationibus meteorologicis perpetuis anni 1708
- Observationes Meteorologico-Medicae ad Societatem Regiam Prussicam
Zeitschriftenbeiträge
Literatur:
- Fischer, Hans: Johann Jakob Scheuchzer (2. August 1672-23. Juni 1733). Naturforscher und Arzt. Zürich: Lehmann 1973
- Leu, Urs Bernhard: Natura Sacra. Der Frühaufklärer Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733). Zug: Achius 2012
- Michel, Wolfgang: Johann Caspar Scheuchzer (1702–1729) und die Herausgabe der History of Japan. In: Asiatische Studien / Études Asiatiques, LXIV/1 (2010), S. 101-137. Enthält S. 102-103 Informationen zu den Kindern von Scheuchzer
- Müsch, Irmgard: Geheiligte Naturwissenschaft. Die Kupfer-Bibel des Johann Jakob Scheuchzer. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2000
- Steiger, Rudolf: Verzeichnisse zur Scheuchzer-Korrespondenz. Zürich 1924 [Manuskript, ZB Zürich]
- Steiger, Rudolf: Johann Jakob Scheuchzer (1672 - 1733). I. Werdezeit (bis 1699). Schweizer Studien zur Geschichtswissenschaft. XV. Band, Heft 1 Zürich-Selnau: Gebr. Leemann & Co. 1927
- Wolf, Rudolf: Johann Jakob Scheuchzer von Zürich 1672-1733. In: Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz. Bd. 1. Zürich: Orell, Füßli & Co. 1858, S.181-228
Links:
- Neue Deutsche Biografie
- Zedlers Universallexikon
- Porträt Scheuchzers aus der Französischen Nationalbibliothek
- Neujahrsblatt von Johannes Meyer, 1707. Die Gestaltung wurde von Scheuchzer angeregt. Im Hintergrund die Nürnberger Sternwarte
- Darstellung Scheuchzers des copernicanischen Weltsystems in Anlehung an die Karte Systema Solare et Planetarium von Homann (1707)
- Darstellung einer fiktiven Sternwarte in den Bergen im dritten Band von Scheuchzers Kupferbibel, Tab DXL, eingebunden nach S. 598. Das Gebäude ist das der Pariser Sternwarte, die verwendeten Geräte sind aber die der Eimmart-Sternwarte.